Forum der Katzenhilfe Radolfzell e.V.


Stress mit Nachbarskater

#1 von Yvonne , 10.11.2010 00:07

Hallo!
Ich bin neu hier. Und ich wende mich an euer Forum, weil ich Rat für meinen Pflegekater Piet suche.
Er ist seit gut 3 Wochen bei mir, nachdem sein Vorbesitzer ihn nicht mehr haben wollte. Er soll ca. 1 Jahr alt sein und wurde erst bevor er zu mir kam kastriert. Das war natürlich kein schöner Tag für ihn. Früh wurde er bei seinem ehemaligen Besitzer abgeholt, gleich zum Tierarzt gefahren, dann dort operiert und dann von einer fremden Frau (von mir) abgeholt, um in einer fremden Umgebung (meiner Wohnung) wieder aufzuwachen... Er war angeblich sehr auf seinen Vorbesitzer fixiert und an Freigang gewöhnt. In der Anfangsphase habe ich deshalb seinen Unmut und seine Unsicherheit/Scheu mir gegenüber mit Fauchen und Meiden meiner Person zu spüren bekommen.
Aber mit regelmäßiger Futtergabe und kleinen Leckerlies konnte ich ihn natürlich inzwischen für mich gewinnen. Und nicht zu vergessen, die täglichen Streicheleinheiten, die er von mir bekommt. Auch wenn er mir noch nicht uneingeschrenkt vertraut (aber: Tun das Katzen überhaupt?) so hat er sich doch soweit bei mir eingelebt, dass ich nun darüber nachdachte ihn in nächster Zeit seinen gewohnten Freigang wieder zu ermöglichen.
Aus diesem Grunde habe ich ihm schon mal frische Luft zu meiner Eingangstüre hinaus "schnüffeln" lassen und um sehen zu können, wie er sich mit dem Nachbarskater verstehen könnte. (Die ganze Zeit war natürlich ein schützendes Fliegengitter in der Türe, das Piet weder raus konnte, noch die Nachbarskatze in meine Wohnung hinein.) Und da hat sich nun folgendes Problem aufgetan:
Sobald Piet die Nachbarskatze vom Flur aus vor meiner Eingangstüre erspäht, fängt er an mit Fauchen und "Knurren". Auch traut er sich gar nicht ganz bis zum Gitter heran, sondern bleibt im sicherem Abstand (2-3m) und verschwindet sekundenschnell wieder im ihn vertrauten Wohnzimmer. Und weder gut zureden, noch das Locken mit seinen Lieblingsleckerlies bringt ihn dazu nochmal in den Flur und damit auch nur in die Nähe von Paul, dem Nachbarskater, zu kommen. Und betrete ich das Wohnzimmer, dann werde sogar ich wieder z.T. angefaucht. Obwohl ich glaube, dass es hauptsächlich gegen die Nachbarskatze gerichtet ist. Er lässt sich halt, solange die Tür noch offen ist, weder Streicheln, noch bruhigen und geht mir einfach aus dem Weg und lässt sich irgendwo 2-3 Meter von mir entfernt wieder nieder und faucht manchmal vor sich hin. Ist die Türe dann wieder zu, dauert es noch einige Zeit (ca. 1/4 bis 1/2 Stunde), bis er sich wieder komplett beruhigt und der "Alte" ist.
Jetzt habe ich natürlich Angst, dass wenn ich ihm zum jetzigen Zeitpunkt raus lasse, er aus Angst/Scheu vor dem Nachbarskater nicht mehr zu mir zurück kommt.
Was kann ich also tun? Wie soll ich mich Verhalten? Wie kann Piet selbstbewusster werden? Oder mache ich mir umsonst Sorgen?

Noch kurz zu der Nachbarskatze. Er ist ein ca. 3 Jahre alter kastrierter Kater und lebt seit gut 2 Jahren hier. Er hatte also das Revier ums Haus herum, seit dem so gut wie für sich allein. Das nun auch bei mir ein Kater wohnt hat er schon früh mitbekommen. Viel öfters als sonst sitz er angespannt vor meiner Eingangstüre und nutzt jede Möglichkeit einen Blick in meine Wohnung zu werfen. Wenn man ihn dabei lässt, sitz er aufrecht vor der Türe und fixiert den Flur genau. (Wie gesagt, er kann nicht unbeabsichtigt herein, da eine Fliegentür die beiden trennt.)
Kuckt dann Piet um die Ecke, fixiert er seinen Blick genau auf ihn. Da hat Piet jedoch auch schon gefaucht und ist bereits wieder verschwunden. Dieses "Spiel" habe ich nun schon 4-5 mal getestet und es ist jedesmal das gleiche. Der Nachbarskater behält dabei seine Position vor der Türe. Manchmal gibt er noch ein "Miau" von sich. Ich habe aber auch schon kleinen, helle "Grummellaut", sowie so etwas ähnliches wie ein Zischen von ihm vernommen. Was hat das zu bedeuten?


Was kann/ soll ich also tun? Braucht Piet einfach noch mehr Zeit?

Yvonne  
Yvonne
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RE: Stress mit Nachbarskater

#2 von Irena , 14.11.2010 11:12

Hallo Yvonne,

zuerst einmal, grosse Sorgen muss du dir nicht machen. Es ist und bleibt bei Katzen immer eine Frage der Zeit.

Was du beim Nachbarskater beobachtest, ist die Dominanz eines Revierinhabers. Er sitzt vor deiner Tür um herauszufinden, wer ihm das Revier steitig macht. Das Miau und die Grummelaute die du hörst, sind die akustischen Signale dafür, das Fixieren und Starren ist Stufe 1 der Konfrontation. Der Kater hat deinem Kater eine klare Ansage gemacht. Dein Kater hat diese Ansage verstanden und sich zurückgezogen.

Wielange ist dein Kater schon bei dir? Eine Revierausseinandersetzung solltest du nicht einfach so herbeiführen. Da kannst du viel kaputt machen. Wenn dein Kater noch unsicher ist und nicht genau weiss, was ihm geschehen ist, dir auch noch nicht so vertraut , dann hat er gegenüber der Nachbarskatze keine Chance. Die spürt die Unsicherheit und reagiert entsprechend. Wenn dein Kater mal entsprechend etabliert ist und sich sicher fühlt dann sieht die Sache anders aus.

Was du jetzt lediglich damit erreichst ist weitere Unsicherheit bei deinem Kater, du verhinderst quasi den eigentlichen positiven Fortlauf der Eingewöhnung in dem du ihm mit einem dominanten Kater konfrontierst, der sein Revier deutlich verteidigt. Was soll da deine Katze denken, wenn du diese Konfrontationen herbeiführst. Und der Kater wird das auch mit dir in Verbindung bringen, denn jedesmal wenn du die Tür öffnest und der Kater hockt davor, denkt deine Katze er kommt rein und macht ihm den Platz streitig. Was ein Fliegengitter ist versteht dein Kater leider nicht, er reagiert instinktiv auf die Körpersprache.

Wie sich dein Kater entwickelt ist positiv! Es braucht halt Zeit ich habe einen Kater der ist so ängstlich, dass er auch noch nach 10 Jahren mit mirzusammen ,davonläuft. Und ich immer noch mit ihm trainieren muss, damit er nicht vor Panik davon rennt. Ja, es braucht manchmal sehr viel Zeit.

Stell diese Konfrontationen erstmal ein. Wenn du das Gefühl hast, der Kater hat sich gut eingelebt, dann mach mal die Türe ganz auf ohne Fliegengitter und zieh dich zurück. Lass die Katzen allein. Und schau zu. Katzen müssen ihre Kämpfe alleine austragen und Fauchen und Grummeln ist harmlos, das tut jede Katze. Katzen vermeiden Kämpfe wo sie können, ein Schwächerer Kater wird sich immer zurückziehen. Nur wenn beide Katzen gleich stark sind, dann gibt es in der Regel einen Kampf ums Revier, aber dann hängt es immer noch von den Umständen ab. Daher gib deinem Kater noch etwas Zeit damit er sein neues Zuhause auch als sein Revier begreift, in dem er sich sicher fühlt.

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RE: Stress mit Nachbarskater

#3 von Anja , 14.11.2010 12:58

Hallo Irena,

Yvonne hatte mich wegen ihres Pflegekater Piet auch um Rat gefragt.
Ich hatte sie an unser Forum gewiesen, weil ich diese Situtation auch nicht richtig einschätzen konnte.
Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man liest, was Du schreibst. Dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen!!!
Und fragt sich, warum man nicht selbst drauf gekommen ist.
Ähnlich wie bei Martin Rütter in seiner Sendung. Wenn er erklärt, wie Hunde ticken, ist einem plötzlich alles klar....

Liebe Grüße
Anja

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RE: Stress mit Nachbarskater

#4 von Yvonne , 14.11.2010 20:40

Hallo Irene!

Vielen Dank für die Informationen. Jetzt weiß ich, dass ich Piet, meinem Kater, mit der indirekten Konfrontation des Nachbarskaters keinen Gefallen getan habe. Und jetzt erscheint es mir auch logisch, als ich deine Antwort gelesen habe.
Danke! Das hat mir sehr geholfen und mir auch ein wenig die Angst genommen, wenn ich ihn dann doch in den nächsten Tagen raus lassen werde.
Vg Yvonne

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